Bruno Jonas blickt schelmisch in die Kamera.
Bruno Jonas

Ein Interview zum neuen Programm "Meine Rede".

Ein Interview mit Bruno Jonas zum neuen Programm "Meine Rede".

Der Kabarettist Bruno Jonas wird am 3. Dezember zarte 67 Jahre alt. Seit Mitte der 70er-Jahre ist der Passauer auf der Bühne unterwegs. 2020 gastiert er erneut im Forum Altötting und präsentiert dabei sein neues Programm „Meine Rede. Ein herrschaftsfreier Monolog für Fleischesser und Dieselfahrer – Vegetarier und Veganer willkommen.“ Uli Kaiser sprach mit einem der letzten Urgesteine des wahren politischen Kabaretts.

Hallo Herr Jonas. Seit rund 45 Jahren gehören sie zu den Großen des politischen Kabaretts. Sie studierten einst Germanistik, Philosophie, Theaterwissenschaften und Politologie. Welches Genre hatte am meisten Einfluss auf ihre Bühnenkunst?

Die Metzgerei meiner Eltern. Die Ironie habe ich vom Vater und den Humor von der Mutter.  

Gemeinsam mit Sigi Zimmerschied sorgten sie 1975 mit dem Stück „Die Himmelkonferenz“ für Mordsaufruhr im bayerisch-christlichen Himmel der Bayern. Wie müsste ein solches Stück heute heißen und welche Rolle würde am besten zum etwas gereifteren Bruno Jonas passen?

Papst. Das wäre heute meine Rolle. Das Stück. Könnte genauso heißen wie damals. Himmelskonferenz. Die Tagesordnung wäre natürlich sehr aktuell. Die Missbrauchsfälle, das Frauenpriestertum, der Zölibat und was sonst so anfällt in der katholischen Kirche. Aber diese innerkirchlichen Angelegenheiten interessieren mich nicht so brennend. Mein Stück heißt „Meine Rede“ und ich spiele darin alle anfallenden Rollen. Den Redenschreiber und den Vortragenden. Und wenn`s sein muss, falle ich auch mal aus der Rolle.

Einst wurden Sigi Zimmerschied und sie wegen Gotteslästerung angezeigt. Der politisch-kirchliche Aufschrei blieb juristisch ohne Folgen. Heute weht der Wind aus einer diametral anderen Himmelsrichtungen. Ihr neues Programm soll Menschen wachrütteln. Lieber selber denken und dementsprechend der Massensteuerung entfliehen, heißt ihre Devise. Welche Stürme blasen ihnen aus dem klimatisch kritischen Himmel der Deutschen ins Gesicht?

Ich muss Sie ein wenig korrigieren. Ich will die Menschen nicht wachrütteln. Mein Publikum ist Gott sei Dank sehr ausgeschlafen. Das freut mich eins ums andere Mal. Zu mir kommen nur intelligente, ausgeschlafene Leute. Und was die Stürme der Deutschen angeht rate ich zur Gelassenheit, die ich leider auch nicht immer habe. Aber die Erfahrung zeigt, nach einem Sturm beruhigt sich das Wetter und es klart auf. Beim Aufklaren bin ich dann gern dabei. 

Sie sind alter Hase auf den Politkabarett-Brettern. Manchmal kommt es mir so vor, als wäre genau diese Kunst immer mehr verwässert worden. Wie ist ihre Einschätzung?

„Wenn man`s kann ist es keine Kunst“, sagt Johann Nestroy. Im Umkehrschluss heißt das: Wenn man es nicht kann, dann ist es eine Kunst. Daran halte ich mich. Ich sage mir immer:  Kabarett ist, wenn man trotzdem denkt. 

Wie hat sich die Fähigkeit, andere Meinungen und Gedanken anzuhören und hinzunehmen, in den letzten 10 bis 15 Jahren verändert?

Die Erregungsbereitschaft hat zugenommen. Und es scheint immer mehr Menschen zu geben, die im Besitz der absoluten Wahrheit sind. Da erübrigt sich dann jede Diskussion. 

Das Gespräch führte Uli Kaiser im November 2019 im Auftrag des KULTUR+KONGRESS FORUM ALTÖTTING.