Rick Kavanian

Mann der Ohnmacht

RICK KAVANIAN: MANN DER OHNMACHT

Seine Stimme ist voller Energie, als er auf die Fragen von „Wir sind Kultur“ antwortet: Schauspieler Rick Kavanian ist ein fröhlicher, freundlicher und humorvoller Zeitgenosse. „Eigentlich wollte ich Kinderarzt werden. Mein Abitur war nicht gut genug und so studierte ich Politikwissenschaften“, erzählt der 46-Jährige Münchner mit armenischen Wurzeln. Begeisterungsstürme entfachte der Student weder in seiner Heimatstadt, noch in Augsburg, wo er einen zweiten – nicht erfolgreichen – Anlauf zur Zwischenprüfung in diesem aufregenden Fach unternahm.

Rick, Meister des Rollenwechsels, sollte sein berufliches Glück woanders finden. Zunächst im Radio, dann im Fernsehen, im Kino und schließlich auf der Bühne. Den Erfolg verdankt er einer schicksalhaften Begegnung mit Michael „Bully“ Herbig. Beide kannten sich nicht, als sie zufällig in der  Diskothek Wolkenkratzer an der Münchner Freiheit zusammentrafen. „Da musste man mit dem Aufzug hochfahren. Niemand sprach. Bully hatte damals einen Schlüsselanhänger dabei, der unterschiedliche seltsame Geräusche machte. Ich muss derart komisch geschaut haben, dass er mich ansprach. Und von Beginn an passte es dann zwischen uns“, erzählt Kavanian.

Die Freiheit des Schaffens

Das Duo heuerte beim Stadtsender Radio Gong 96,3 an. „Damals waren wir kaum reglementiert. Wir konnten sehr spontan agieren. Oft hatten wir nur noch ein paar Minuten Zeit. Es kamen Meldungen rein, die wir in unserer bewährten Art spontan als Liedtexte umfunktionierten oder kommentierten“, erinnert sich der „Dimitri“ aus der Bullyparade. Als sich Rick, wenig euphorisiert vom Studentendasein, einmal mit seinem Freund Bully traf, kam dieser auf die glorreiche Idee: „Lass uns doch was Bodenständiges machen.“ In der Folge startete die TV-Karriere mit der Bullyparade: „Das Tolle war, dass uns der Sender damals freie Hand ließ. Wir konnten uns entfalten.“

Direkter Draht zum Publikum

Die komischen Drei, zu denen auch Christian Tramitz gehörte, feierten große Erfolge. Mit der Zeit wuchs in Kavanian auch der Wunsch, ein Soloprogramm auf die Beine zu stellen. Dies wurde 2006 Realität. Der Bayer startete zunächst mit einem klar fixierten Programm. Heute besteht eine Show wie „Offroad“ aus mehreren einzelnen Geschichten, deren Reihenfolge er spontan bestimmt. Er arbeitet auch gerne mit dem Publikum: „Das macht Spaß. Ich bin auch heute nicht mehr so extrem aufgeregt wie früher, sehe alles viel lockerer. Ich gehe spontan auf die Leute ein und weiß nach der Show oft gar nicht mehr, was ich gesagt habe.“ Rick, der Charmeur, ist dabei zum „Mann der Ohnmacht“ geworden. Schon drei Zuschauer sind während seiner Auftritte vom Stuhl gefallen. Einmal erwischte es einen Mann. Just an diesem Tag hatte er seinen Augenarzt eingeladen, der Erste Hilfe leistete. Der Zuschauer war eigentlich einfach nur unterzuckert, weil er zu wenig gegessen hatte. Beim kuriosen zweiten Teil der Geschichte muss er heute noch lachen: „Meine Geschichte vom Lasern meiner Augen hat den Zuschauer zusätzlich mitgenommen. Dabei habe ich gar nichts vom Lasern selbst erzählt.“ Mal sehen, welche Reaktionen er in Altötting auslöst: „Meine Oma war eine sehr gläubige Frau und wäre stolz auf mich, wenn sie wüsste, dass ich hier auftrete.“

Das Gespräch führte Uli Kaiser im Dezember 2017 im Auftrag des KULTUR+KONGRESS FORUM ALTÖTTING.

Rick Kavanian